Dienstag, 15. Oktober 2013

Wenn Ärzte zu Patienten werden...



........ dann ist die Wahrheit fühlbar und sehr nahe......

Mein Schatz hat mir einen wunderbaren Artikel von der letzten Sonntagszeitung nach Hause gebracht. Eine Ärztin wurde selber zur Patientin und da realisierte sie was es heissen mag wenn Ärzte sich falsch verhalten. Aber was heisst sich falsch verhalten?

Das Hauptthema ist ganz klar "Zeitmangel". Daraus entstehen ganz viele Fehler und Missverständnisse. Viele Ärzte unterbrechen den Patienten beim Erzählen und denken sich ihre eigene Geschichte aus, quasi, ich weiss sowieso schon was jetzt kommt. Dies ist einereits wegen Zeitmangel, anderserseits stumpft ein Arzt wohl nach x beliebigen Jahren ab. Der frische Wind verbläst sich immer einmal.

Im Zeitungsartikel ist eine ganz spannende Frage, welche der Ärztin gestellt wird:

Was halten Sie für das gröbste Fehlverhalten von Ärzten?
Deutlich zu machen, dass man keine Zeit hat. Das spüren die Patienten sofort und dann bricht die Kommunikation augenblicklich ein. Die Leute getrauen sich nicht mehr zu erzählen, geschweige denn, Fragen zu stellen. Als Mediziner hat man tatsächlich keine Zeit, aber trotzdem muss man den Patienten das Gefühl geben, man sei jetzt voll für sie da.

Weil die Ärzte keine Zeit mehr haben, können viele Dinge gar nicht realisiert und gesehen werden. Die Untersuchungen werden zur Routine und werden kurz gehalten. Wie ein Roboter testet man Blutdruck, Puls, Gewicht, Grösse.... und versucht es innerhalb wenigen MInuten einzuordnen. Die Patienten wollen schliesslich eine Diagnose hören. Hier folgt vielleicht noch ein Labor, ein Check up. Bei diesem Check up werden ein paar notwendige Analysen durchgeführt, doch diese Idee ist nicht ganzheitlich durchdacht, weil die Zeit für den Hintergrund und die Zusammenhänge fehlt. Wenn Patient Pech hat, findet der Arzt die Diagnose nicht heraus und so geht die Suchreise weiter.... es fliesst viel Geld von den Krankenkassen und höchste Geduld ist gefragt.

Ich als Medizinische Praxisassistentin stehe zwischen Arzt und Patienten. Ich kann diese Problematik Tag für Tag sehen und ehrlich gesagt weiss ich auch nicht wie ich mich verhalten soll. Ich sehe die Zusammenhänge, ich sehe aber auch, dass die Menschen keine Ahnung von Integrativer Medizin haben. Sie verlassen sich komplett auf den Arzt. Diese Zeiten sind vorbei. Jeder Mensch muss mitdenken und für seine Rechte einstehen.

Ein frisches Beispiel:

Ein junger Mann hat einen Termin für Check up. Er kommt zuerst zu mir ins Labor. Ich frage ihn warum er den Check up macht und er antwortet, dass er sehr müde sei und nicht wisse warum. Müdikgeit ist heute fast normal und dennoch gibt es Gründe. Es können Mängel vorliegen oder z. B Stress. Müdigkeit ist ein Oberbegriff... es kann alles oder nix dahinterstecken. Die heutige Zeit macht müde. Ich finde es aber gut, wenn auch junge Menschen einmal eine Standortbestimmung machen wollen.

Ich kann bei diesem Mann sehen, dass er Hautprobleme hat. Da gehen mir viele Gedanken durch den Kopf was der Grund für die Müdigkeit und Hautprobleme sein könnten. Ich als Ärztin müsste im Blut einiges machen lassen, damit ich die Zusammenhänge sehen kann. Das Blut liefert Facts....
Der junge Mann fragt mich was ich denn an seiner Stelle für Laboranalysen machen würde und so fange ich an zu erzählen... Blutbild, Nierenwert, Leberwert, Eisen, Vit. D... weiter komme ich nicht, weil ich ihm hier nun rate es mit dem Arzt zu besprechen. Der Arzt hat die Verantwortung nicht ich als MPA. Dennoch stehe ich dazwischen und fühle mich irgendwie mitverantwortlich. Du siehst es ist ein Problem. Eigentlich müsste hier der Patient ganz stark mitreden können. Ich habe dem Patienten meinen Blog angegeben und ihm von meinem Eintrag "Check up" erzählt. Die Menschen können sich dort selber informieren und sich immer noch für zusätzliche Analysen entscheiden. Ich hoffe für ihn, dass man einen direkten und schnellen Grund der Symptome finden kann.

Wie kann das Problem Zeitmangel bloss behoben werden? Wohl nie.... dann ist die zweite Frage: wie geht der Mediziner damit um? Ich persönlich glaube es braucht gar nicht viel mehr an Zeit sondern Qualität. Und wie lässt man Qualität entstehen? Das Herz öffnen, Empathie zeigen, immer ein vernetztes Denken anwenden, die richtigen Fragen stellen und dabei wohlwollend eine logische Betreuung/Behandlung/Abklärung garantieren.

Du als Patient hast die Möglichkeit dich gut vorzubereiten. Wenn du dich anmeldest und mehr Zeit benötigst, dann reserviere eine halbe Stunde für die Sprechstunde. Schreibe alle Fragen und Symptome auf um dies beim Termin zu besprechen. Überlege dir vor dem Termin was du dir alles wünschst und welche Ideen und Zusammenhänge du in dir entdecken kannst. Schreibe es wenn möglich auch auf. Dies ist das was du für dich tun kannst. Wenn du dich beim Arzt dennoch nicht verstanden fühlst musst du wohl einen Wechsel vornehmen. Aber was tun wenn dieser Zeitmangel überall spürbar ist?....mh?

Ich persönlich überlege mir ob ich als Medizinische Praxisassistentin Einzelberatungen anbieten soll um den Menschen Möglichkeiten und Wissen aufzeigen könnte. Ob dies eine Chance wäre?

Nadine