Entspannte Arschlöcher
Didi Liebold und Janine Hug aus Zürich haben diesen wunderbaren Artikel veröffentlicht, viel Freude beim Lesen der Arschzeilen....
Gerade im Bereich der Sexualität haben sich in den letzten
Jahrzehnten viele Tabus aufgelöst. Und doch existieren sie noch in unser
vermeintlich aufgeklärten Welt. Eines der grössten gegenwärtigen Tabus
ist so ziemlich alles, was mit dem Themenfeld Anus zusammenhängt. Ob es
nun um die Hygiene, Krankheiten oder um Sexualität im Analbereich geht,
in der Öffentlichkeit wird darüber eher Stillschweigen bewahrt statt
Aufklärung betrieben, da diese Thematiken sehr schambehaftet sind. Dies
hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Analbereich immer noch als
ein «schmutziger Ort» betrachtet wird.
Keine bewusste Beziehung zum Anus
Dies führt dazu, dass die meisten Menschen keine bewusste Beziehung
zu ihrem Anus haben. Da stellt sich natürlich die Frage – braucht es
diese überhaupt? Die Antwort kann, laut Janine Hug, mit einem einfachen
Ja beantwortet werden. Der Becken- und Analbereich spielen eine zentrale
Funktion in unserem System. Denn ein angespannter oder schwacher
Beckenboden haben negative Auswirkungen auf uns und unseren Körper. In
der Praxis von Sexological Bodyworkern sind Sexualität und Intimität
zentrale Themenfelder. Hier ist eine der effektivsten Methoden zur
Vorbeugung und Heilung vieler körperlicher Symptome die Beckenboden- und
Analmassage. Diese kann innerlich und äusserlich durchgeführt werden
und ist für die meisten Menschen bisher eher ungewohnt.
«Angespannte Arschlöcher»
Dennoch kann diese Methode ein wichtiger Aspekt sein, der in die
Gesamtbehandlung mit einfliessen sollte, zumal es bei Massagen um
Entspannung geht und sich die inneren Massagen ohne Hilfsmittel selber
kaum ausführen lassen. Die Qualität der Massagen hängt stark davon ab,
ob diese von einer professionellen Kraft oder einem Laien ausgeführt
wird. Deshalb raten Experten, stets eine Fachkraft in diesem Bereich
aufzusuchen. Didi Liebold provoziert gerne mit der Aussage, es gäbe
«viele angespannte Arschlöcher in unserer Gesellschaft». Doch für ihn
steht die Anspannung in direktem Zusammenhang mit unserer Zeit, in der
Stress und Leistungsdruck zu den grössten unserer Probleme gehören und
folglich die natürliche Stressreaktion des Körpers eine angespannte
Beckenbodenmuskulatur ist. Diese Anspannung führt dann zu allerlei
körperlichen Folgen wie etwa Verdauungsproblemen, Hämorriden ,
Rückenschmerzen etc.
Anal massiert und selbst wahrgenommen
Die Analmassagen helfen den Menschen, sich zu entspannen und die
Selbstwahrnehmung zu entwickeln. Dies kann ein Mittel der
gesundheitlichen Prävention sein. Aber auch nach Operationen im Intim-
und Analbereich kann die Massage sehr positive Effekte auf die
körperlichen Funktionsweisen haben. Und als angenehmer Nebeneffekt haben
die Massagen oft auch positive Auswirkungen auf das sexuelle Empfinden
und die Lust. Diese Effekte können durch körperliches Lernen verstärkt
und erweitert werden. So dass am Ende das A-Wort keine negativen Gefühle
mehr auslöst – sondern eine Körperstelle ist, die entspannt und
lustvoll wahrgenommen wird.